Skitour von Kilpisjärvi bis zum Halti-Gipfel
Eine Skitour in der Wildnis von Käsivarsi-Lappland bietet ein unvergessliches Abenteuer, bei dem der Skifläufer das Glitzern der Frühlingssonne, die majestätischen Fjelle und die Stille der Wildnis erlebt. Die Route durch die anspruchsvollen Landschaften von Käsivarsi erfordert sorgfältige Planung und Ausdauer, belohnt aber mit einzigartigen Erlebnissen und einer tiefen Verbindung zur Natur.
Am Hauptbahnhof von Helsinki ist es einfach, den schweren Schlitten hinter sich herzuziehen, da er diesmal mit Rädern ausgestattet ist. Ich steige in den Nachtzug der VR nach Rovaniemi ein, mit dem Ziel, den Gipfel des Halti in Kilpisjärvi zu erreichen. Ich verstaue mein Gepäck unter dem Bett im Schlafabteil und hänge die Skier an den Kleiderhaken. Dann lasse ich mich aufs Bett fallen und gehe die Reisepläne noch einmal durch. Auf der Kalottiroute muss man die Wege und Übernachtungsplätze genau kennen.
Die Kombination aus Zug- und Busreise ist die beste Möglichkeit, nach Lappland zu reisen. Per Auto käme ich erschöpft an, und das Transportieren schwerer Winterausrüstung im Flugzeug kann teuer werden. Außerdem ist es sinnvoll, eine Reise in die unberührte Natur so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten.
Nach dem Abendessen lässt es sich bequem im Bett entspannen. Die Rast kann ich in vollen Zügen genießen, denn in den kommenden Tagen werden mich volle Tage auf Skiern erwarten. Am Morgen trinke ich noch einen Kaffee im Bahnhofscafé von Rovaniemi, bevor der Bus zum Dreiländereck bei Kilpisjärvi losfährt. Die Fahrt vergeht mit dem Bewundern der verschneiten Landschaften, und je weiter nördlich wir kommen, desto imposanter erheben sich die Fjelle. Im Käsivarsi-Gebiet genieße ich dann die höchsten Gipfel der Reise, während die Frühlingssonne am Himmel strahlt.
Im April reicht das Tageslicht bis spät in den Abend, aber ich ziehe nicht sofort vom Ort in die Wildnis, sondern checke zunächst in ein Gasthaus ein. So kann ich noch letzte Besorgungen machen, den Anfang der Route erkunden und sicherstellen, dass das Wetter geeignet ist.
Am nächsten Morgen breche ich dann bei gutem Wetter zu einer etwa zwanzig Kilometer langen Skitour zur Hütte von Saarijärvi auf. Als ich am Nachmittag an der Hütte ankomme, installieren gerade Feuerwehrleute Rauchmelder. Sie erzählen mir, dass sie immer wieder Menschen retten müssen, die sich im Winter in Schwierigkeiten bringen. Es ist gut zu wissen, dass es in den Weiten Lapplands nicht überall Handyempfang gibt.
Die neue Hütte in der offenen Landschaft von Saarijärvi bleibt, abgesehen von wenigen Übernachtungsgästen, fast leer. In der folgenden Woche fällt mir auch anderswo auf, dass die kostenpflichtigen Reservierungshütten dagegen oft voll sind. Ein solides Zelt für alle vier Jahreszeiten ist daher für jeden ein wichtiges Ausrüstungsstück, falls man es nicht rechtzeitig oder gar nicht zur nächsten Hütte schafft.
Die Routine leitet den Tagesablauf auf der Skitour und in den Hütten. Während das Wasser auf dem Gaskocher der Hütte brodelt, hänge ich den Schlafsack draußen in die frostige Luft zum Lüften und packe mein Gepäck. Die alltäglichen Aufgaben verschlingen überraschend viel Zeit, und deshalb habe ich Kleidung, Essen und andere Ausrüstungsgegenstände in verschiedenfarbige Beutel sortiert, die sich leicht in zwei Taschen auf den Schlitten packen lassen. Essensplanung ist das A und O, und auf einer Winterwanderung muss man den erhöhten Energiebedarf einplanen. Die Mahlzeiten müssen unter allen Bedingungen schnell zuzubereiten, schmackhaft und nahrhaft sein.
Nachspeisen und Kaffee halten die Stimmung und den Energiepegel hoch, wenn eine ganztägige Skitour mit dem Schlitten bevorsteht. Für die kilometerlangen Anstiege habe ich Nüsse, Trockenfrüchte und eine Wasserflasche in den Taschen. Heiße Getränke und eine Thermosflasche mit Essen liegen immer griffbereit im Gepäck.
Der Schlitten gleitet gut über flaches Gelände, aber die Bergetappen bieten Herausforderungen. Steigfelle helfen beim Aufstieg und bremsen bei steilen Abfahrten. Nach dem mühsamen Skifahren bei Kuonjarjoki eröffnet sich vor meinen Augen der Anblick des Meeko-Tals. Es wird auch das einzige Gebirge des Landes genannt, wo steinige und steile Felswände in der verschneiten Landschaft von Meekonjärvi und Skádjajávri aufragen. Näher angekommen erkenne ich eine seltene Hochland-Birkenwaldzone, die sich am Wasser ausbreitet. Der Aufstieg auf den etwa 830 Meter hohen, markant geformten Gipfel des Saivaara hebe ich mir für die Rückkehr auf, so erschöpft bin ich nach der Stundenlangen Skitour am Abend.
Nach der Ûbernachtung in diesem prächtigen Tal erreiche ich am frühen Nachmittag die leere Hütte von Pihtsusjärvi. Draußen steht ein Zelt von einigen Naturführer-Studenten, und auf dem Dach beobachtet ein Schneehuhnpaar den Frühlingsbeginn. Die Atmosphäre ist festlich, da die imposanten Berge, die sich über Pihtsusjärvi erheben, in der Sonne glänzen. Im Westen steigt Govddosgáisi, der vierthöchste Berg Finnlands, auf über 1200 Meter Höhe.
Im Eis von einem Meter Dicke finde ich ein gebohrtes Loch, aus dem ich mit einem langen Schöpfer Wasser in einen Eimer holen kann. Gut, dass ich keinen Schnee schmelzen muss. Am Abend wächst das Zeltlager, als eine geführte Gruppe, die auf den Halti zielt, eintrifft. Ich mache mich in der Hütte ans Kochen und unterhalte mich mit den Zeltern, die sich am Ofen aufwärmen. Es ist interessant, wie Menschen, die sich zufällig in der Wildnis begegnen, oft ein Gespräch anfangen, sich Ratschläge zur Strecke geben oder Wetterbeobachtungen miteinander austauschen. Wird die freundschaftliche Geselligkeit von der Natur bewirkt?
Am Morgen habe ich die Wahl, zur Halti-Hütte fortzuschreiten und dort zu übernachten, oder die Ausrüstung hier zu lassen und eine etwa zwanzig Kilometer lange Hin- und Rückwanderung zu unternehmen. Ich entscheide mich für Letzteres, da heute der Wind von Norden bläst. Außerdem weiß ich, dass die Halti-Hütte oft überfüllt ist. Nach ein paar Stunden Skifahren löffle ich noch eine heiße Suppe auf den Skiern stehend und beginne den Aufstieg zum höchsten Berg Finnlands. Je höher ich komme, desto stärker wird der Schneefall, verschlechtert sich die Sicht Meter um Meter, und der Wind heult mir ins Gesicht. Die Kälte ist schärfer als auf der gesamten bisherigen Strecke. Ich setze den Aufstieg fort, aber als die Bedingungen zu eisig werden und die Kälte unter die Thermowäsche kriecht, beschließe ich kurz vor dem Gipfel umzukehren. Oben habe ich nach vielen Tagen wieder Empfang, also schicke ich noch schnell eine Nachricht nach Hause. Dann führt eine lange Abfahrt direkt zur Halti-Hütte, wo ich mich mit Schneemobilfahrern aufwärme, esse und einen guten Kaffee trinke, bevor ich den Rückweg antrete.
Das Skifahren bei wechselnden Winden bringt mich nach einer weiteren Nacht in Pihtsusjärvi zurück zur Meeko-Hütte. In der leeren Hütte kann ich mich ausruhen, bevor sie sich mit anderen Wanderern füllt. Als erste kommen zwei Niederländer mit Schneeschuhen. Als noch drei Kitesurfer ankommen, ist die kleine Hütte voll und ich weiß, dass ich Ohrstöpsel für die Nacht brauchen werde.
Ausgeruht schaffe ich es am Morgen, auf den Saivaara zu steigen. Die Aussicht auf die weite Landschaft ist wieder einmal atemberaubend. Vor mir breitet sich das schneebedeckte Tal aus, das in der Frühlingssonne strahlt und laut einer Gedenktafel schon von ex- Präsident Urho Kekkonen bewundert wurde, der sich oft in die weiten Lapplands zurückzog. Am Hang sehe ich das einzige Rentier der gesamten Tour, und als ich mich in den Schnee setze um zu essen, höre ich ein Rauschen über mir. Ich schaffe es noch, die Kamera zu greifen und den Seeadler zu fotografieren. Kam der große Vogel, um mein Mittagessen zu inspizieren? Die Reise geht jetzt mit Kompass und Karte weiter, bis ich zur Kalottireitti-Route zurückkehre, wo mich zwei Frauen aus Oulu bitten, ein Foto von ihnen zu machen. Lustig, dass ich sie schon ein Jahr zuvor auf der Hetta-Pallas-Route getroffen habe. Die Fotos wurden natürlich auch damals gemacht.
Ich übernachte noch einmal in der Kuonjarjoki-Hütte, bevor ich die letzte Etappe antrete. Bei Saarijärvi wird die Orientierung einfach, da der Saana-Berg den Rückweg nach Kilpisjärvi weist. Ich mache noch eine Abkürzung über die norwegische Seite ab, und dann sind die letzten Kilometer nur noch ein genussvolles Gleiten abwärts nach Kilpisjärvi. Die letzten Stunden auf Skiern kann ich noch die herrliche gleissende Frühlingssonne und den tief beeindruckenden Schnee der Wildnis Lapplands in vollen Zügen genießen, bis ich nach 120 km wieder in Kilpisjärvi ankomme.